Wegen der Strahlung

Wenn man den Medien – auch den sogenannten klassischen – Glauben schenken darf, ist die Digitalisierung auch in Deutschland weit vorangeschritten und greift in alle Bereiche des Lebens ein.

Selbstfahrende Autos, Smart Home, KIs, Datenclouds – Digitalisierung wohin das Auge blickt. Die Realität erfahre ich allerdings anders. Zum einen: Wie soll man die ganzen hauptsächlich W-LAN basierten Dienste nutzen, da das Netz in Deutschland dermaßen rückständig ist? W-LAN Hotspots überall ohne komplizierte Anmeldung? Schnelle und sichere und stabile Datenverbindung unterwegs? Im Zug oder Bus gar oder auf dem Lande, z.B. irgendwo in Brandenburg?

Man ist immer wieder erstaunt, wie schnell mobile Daten sein können, sobald man die Grenze in eines der Nachbarländer überschritten hat – sei es im Osten, Norden, Süden oder Westen. Kaum "drüben", schon hat man schnelle LTE-Verbindungen (oder was gerade so Standard ist), auch auf dem Lande. Und W-LAN Hotspots in den Orten, kostenloses W-LAN in Hotels oder Ferienwohnungen, Cafés, Bahnen, Bussen – alles kein Problem.

Zum zweiten sind aber die Menschen hier offenbar noch gar nicht so weit. Es erstaunt mich immer wieder, welche Probleme beim Bedienen von Internetseiten auftreten. Eigentlich intuitiv zu bedienende Buttons werden nicht gefunden oder verstanden, Logins stellen ein Problem dar; neue Programme lernen – z.B. die Bedienung eines CMS –, ein Bild bearbeiten, Emailkonten einrichten, Emails versteckt an mehrere Empfänger schreiben ... oft problematisch. Viele sind froh, die Programme, die sie täglich im Beruf benötigen, halbwegs zu beherrschen.

Dazu passt: Kürzlich in einer Ferienwohung in der Sächsischen Schweiz, tolle Lage oben auf einem Plateau und – tatsächlich – W-LAN für 9 Euro (!) pro Woche. Dieses W-LAN war nicht besonders schnell, aber immer noch schneller (und überhaupt verfügbar) als die mobilen Daten rundherum. Nur nachts, ab 0 Uhr, da war das Netz plötzlich weg. Früh war es dann wieder da. Auf meine Nachfrage antwortete die Wirtin im schönsten Sächsisch: Nu klar, wir stellen das nachts ab. Wegen der Strahlung...

PS: Während des zweitägigen Ausflugs nach Prag konnten wir dann unser digitales Informationsbedürfnis wieder stillen.

Nachtrag 13.11.2017: Ich war am Wochenende mit Flixbus unterwegs und es gab die ganze Zeit W-LAN; außer, als der Bus nach einer halben Stunde Fahrt für eine halbe Stunde auf einem Rastplatz stand wegen einer ungeplanten Pause, notwendig geworden wegen der gesetzlich vorgeschriebenen Fahrzeit des Fahrers (bei einer eigentlichen Gesamtfahrzeit von ca. 2 Stunden).