Ab ins Internet?

Der Handelsverband Deutschland (HDE) und Google haben ein breit angelegtes Digitalisierungsprogramm für den Einzelhandel gestartet. Was soll man davon halten?

Die Aktion, um den Einzelhandel ins Netz zu bringen, nennt sich ZukunftHandel. Laut HDE ist die Hälfte der Einzelhandelsunternehmen nicht im Netz präsent. Großer Bedarf und vor allem große Chancen auf Daten und Gewinn für google und Co. Beteiligt sind außerdem IONOS (1&1) und Jimdo. Gerade IONOS mit seinen komplizierten und viel zu hohen Preisen, dem immer noch mangelhaften Service und langsamen Servern (das sind jedenfalls meine Erfahrungen). Das Baukastensystem Jimdo würde ich einer Kundin/einem Kunden nicht ausreden, gerade um sich schnell im Internet zu präsentieren, ist es gut geeignet. Aber – auch das meine Erfahrungen – je individueller die Vorstellungen und Wünsche an die eigene Homepagepräsenz werden, desto schneller stößt man bei Jimdo an die Grenzen.

Was bietet das Paket?

  1. GoogleMyBusiness: Das stand bisher schon jedem Nutzer zur Verfügung, man braucht dafür lediglich ein google-Konto und Zeit für die Einrichtung der Businessdaten.
  2. Kostenlose Trainings der Google Zukunftswerkstatt: Kostenlose Online-Kurse, z. T. mit Zertifikat, das klingt spannend. Schauen wir uns die Kurse genauer an: In der Kategorie Daten und Technologie (also, das was man vermutlich zum Erstellen einer Webseite benötigt) gibt es 15 Kurse, alle unter zwei Stunden, ohne Zertifikat und gerichtet an Anfänger (nix für Fortgeschrittene). Darunter sind eine Stunde Grundlagen des Programmierens, Webentwicklung in 30 Minuten, 30 Minuten Einführung in das Thema „DSGVO” ... Ich habe die Kurse noch nicht besucht (werde es aber tun und hier berichten), aber 30 Minuten Webentwicklung? Eine Stunde Programmieren? Der einzige Kurs mit Zertifizierung (und Anmeldung) ist ein 40-Stunden Kurs zum Thema Grundlagen des Onlinemarketings, erstellt von Google-Schulungsleitern, immernhin auch mit einem Modul über 40 Minuten zur Webseitenerstellung. Google Ads lässt grüßen.
  3. Für einen symbolischen Euro eine Webseite bei IONOS und Jimdo: IONOS ködert Kundinnen und Kunden seit langem mit Lockangeboten, und ein solches ist auch das 1-Euro-Angebot: Einen Euro für ein Jahr für den 1&1-eigenen Homepagebaukasten mit Shop inkl. Domain, SSL und 10 E-Mail-Postfächern, danach dann 25 €/Monat! Das sind 300 € im Jahr, fast 1000 € in drei Jahren, und man muss alles komplett selber einrichten. Im ersten Jahr steht einem laut Angebot ein persönlicher Berater zur Seite (per Telefon), aber eigene Zeit und Knowhow kann er sicher nicht ersetzen.
    Bei Jimdo kann man sich für 1 €/Monat im ersten Jahr einen Shop selber zusammenbasteln. Danach wird man vermutlich die üblichen Preise zahlen müssen (steht nicht explizit da): für einen professionellen Shop 19 € (Business) oder 39 € (VIP)/Monat, das wären auch 228 € oder 469 €/Jahr. Und auch hier: Man muss alles selber machen, Hilfe gibts aus der Community.
  4. Kunden gewinnen: Dieser Hinweis führt direkt zu GoogleAds: Auf Google werben. Auch das ist kein neues Angebot.

Es ist sicher richtig vom HDE, die Unternehmerinnen und Unternehmer zu animieren, sich im Internet zu präsentieren und die Hürden so niedrig wie möglich zu halten. Aber die Hürden für Online-Handel liegen nicht nur im technischen Bereich, sondern auch im logistischen (das Zeug muss verpackt und verschickt werden) und vor allem im rechtlichen Bereich (hohe rechtliche Anforderungen an einen Online-Shop in Deutschland und dann noch die DSGVO).

Und: Einen Shop ins Netz zu stellen bedeutet Vorarbeit: Recherche und Konzeptarbeit. In den seltensten Fällen kann man leicht von einem System zu einem anderen wechseln, wenn man festellt, dass das gewählte System gar nicht den Anforderungen an die eigenen Produkte erfüllt. Dann fängt man wieder ganz von vorne an, mit viel Zeitaufwand und vor allem enormen Kosten. Aus meiner jahrelangen Praxis habe ich die Erfahrung vieler Kundinnen und Kunden, die mal ganz schnell etwas eingerichtet haben (Domainbestellung, Portfolioseite bei Jimdo, Homapagebaukasten bei Strato oder IONOS ...) und dann an einer Stelle allein nicht weiterkommen und bei professionellen Webentwicklerinnen oder Agenturen Hilfe suchen.

Warum nicht gleich diese Hilfe in Anspruch nehmen und dabei am Ende Kosten und Zeit sparen und Kleinunternehmerinnen und -unternehmer in ähnlicher Lage unterstützen? Statt google und Co immer weiter freiwillig und kostenlos Marketing-Daten zu liefern ...

In letzter Zeit gibt es viele Spam-Kommentare, deswegen habe ich die Kommentarfunktion erst einmal abgeschaltet.

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Kommentar von Thomas |

Hallo, guter Tipp, genau das habe ich gerade gesucht. Beste Grüße, Thomas

Kommentar von Kristina |

Sehr genialer Tipp. Das brauchte ich! Vielen lieben Dank!

Kommentar von Alex |

DANKE! Ich hab auch eben danach gesucht und es klappt bestens.

Kommentar von Emanuel P. |

Bin gespannt, Backend ist leicht aber Frontend sind viele am Grübeln wegen des 401 Fehlers und es existiert leider keine gute Anleitung wi man 2FA fürs Frontend richtig konfiguriert (speziell Template Anpassung und security.yml)

Antwort von Anika Strobach

Danke für den Kommentar. Ich hoffe, ich habe bald die Zeit dazu!

Kommentar von Gerhard Hirt |

Guten Tag
Was kann ich tun, wenn z.B. bei der 7. Pos. die Meldung Zeitüberschreitung kommt?
Was ist der vermutliche Grund für diese Zeitüberschreitung.

Danke für eine kurze Antwort
Gerhard

Antwort von Anika Strobach

Vielen Dank für den Kommentar.

Die Zeitüberschreitung liegt normalerweise daran, dass die Internetverbindung zu langsam oder gestört ist, entweder bei Ihnen selber oder bei dem Server, auf dem Ihre Webseite liegt. Oft klappt es zu einem anderen Zeitpunkt.

Mehr kann ich leider aus der Ferne und mit den wenigen Infos nicht sagen.

Kommentar von Karsten |

Hallo,
ich habe das plugin installiert und aktiviert.
In einem Beitrag per code -> php-> pass = XXXX eingetragen
Es erfolgt keine Abfrage!
Codeschnipsel als weißes Feld!
Was mache ich falsch?
Der Beitrag ist einfach nur ein Link, den man nach Eingabe des richtigen Passwortes sehen soll.

Kommentar von Marion |

Hallo Anika,
danke für die hilfreiche Anleitung!
Weißt Du, ob man die 2FA problemlos wieder rückgängig machen kann?
Viele Grüße
Marion

Kommentar von Matthias Hechler |

Muss die DENIC denn nicht auch den Provider herausgeben?

Kommentar von Gottfried |

Hallo, 2FA ist ne super Sache, aber nun ist das Handy weg und ich habe noch eine Sicherung der Backup Codes. Muss ich den Codeblock nun ganz in des Feld eingeben?

Kommentar von Comichaot |

Hatte die letzten Tage vermehret Brutforce angriffe aber dank Limit Login Attempts Reloaded ist alles gut!

Kommentar von Michael Conrad |

Danke für den super Tipp! Das war genau das Steinchen, was mir auf den Weg zur Suche nach dem Webserver gefehlt hat.

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